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Die Einführung eines logischen Bedeutungsbegriffs

Zusammenfassung

Die traditionelle Semantik beruht auf der Annahme zweier ontologischer Ebenen - einer Welt und einer Sprache - und begreift semantische Erscheinungen als wechselseitige Abbildungen zwischen den Phänomenen der Welt und den Ausdrücken der Sprache: Einerseits drücken Ausdrücke Phänomene aus, andererseits sind Phänomene die Bedeutungen der Ausdrücke.
Die hier verfolgte Semantik ist dagegen grundsätzlich anders. Sie geht davon aus, daß sich im Rahmen der Semiotik Welt und Sprache gar nicht trennen lassen. Es gibt lediglich eine einzige ontologische Kategorie, nämlich ein System von Zeichen (genannt Assertionen). Semantische Beziehungen existieren nur als Beziehungen zwischen den Zeichen eines gegebenen Systems. Grundprinzip ist also: die Bedeutung einer Assertion ist wiederum eine Assertion, und zwar des selben Systems. Semantische Beziehungen existieren nicht als Identitäten, hergestellt zwischen Welt und Sprache, sondern ausschließlich als Differenzen innerhalb eines Zeichengeflechts. Das Oppositionsprinzip fordert sogar noch mehr: Die Konstituenten (genannt Bitvariablen) der Bedeutung einer gegebenen Assertion sind genau die Konstituenten des Zeichensystems, die nicht die Konstituenten der Assertion sind.
Damit ist ein formaler Bedeutungsbegriff aber immer noch unterbestimmt und weitere Postulate werden vorgeschlagen, insbesondere das Verifikationsprinzip: Die Bedeutung einer gegebenen Assertion ist ein (möglichst allgemeiner) Fall, für den die Assertion wahr ist. Damit nun läßt sich tatsächlich schon eine Bedeutungsfunktion definieren. Diese besitzt sogar die mächtige Eigenschaft, daß sich der traditionelle Wahrheitsbegriff der formalen Logik vollständig in den neu gewonnen Bedeutungsbegriff aufheben läßt, so daß Wahrheit nur noch als Grenzfall der Bedeutung erscheint.

Der Text

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abgeschlossen Mai 1997, veröffentlicht November 1999, 22 Seiten

Anmerkungen

Dies ist die ursprüngliche deutsche Version von The introduction to a logical concept of meaning. Für eine formale Ausarbeitung der hier eingeführten Begriffe, siehe A logical concept of meaning.

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